Mein Traum war, dass ich mir eine längere Auszeit gönne. Nach 10 Jahren Geschäftsleitung der GOBAG Gummi Oberleitner AG, mit zum Teil sehr anspruchsvollen Jahren, einer intensiven Zeit mit vielen Projekten, entstand die Idee, ein paar Wochen weg zu sein.
Hier nun ein paar Gedanken. Es geht hauptsächlich um folgende Punkte.
- Was für ein Projekt eignet sich für meine 6-wöchige Auszeit?
- Wie bin ich bei der Planung vorgegangen?
- Was war der entscheidende Augenblick?
- Was waren die wichtigsten Erfahrungen?
- Was für ein Fazit ziehe ich?
Das Projekt
Das Projekt tönt einfach: Weitwandern – das heisst – mehrere Wochen nur mit dem Rucksack unterwegs zu sein, wann immer möglich im Zelt zu übernachten. Der Plan war von Minehead nach Plymouth zu wandern, d.h. eine lange Strecke auf dem berühmten South West Coast Path unterwegs zu sein. Zu meiner grossen Freude zusammen mit meinem Partner Walter.
Die Planung
Die Planung war komplexer, es galt Stellvertreter für die verschiedenen Bereiche zu definieren, Merkblätter für den Store Manager der GOBAG zu verfassen, zum Voraus erledigen, was erledigt werden konnte, die wichtigen Ansprechpartner informieren über meine Absenz.
Kurz vor der Abreise das mulmige Gefühl, alles noch erledigen zu wollen und die Fragen, habe ich wirklich an alles gedacht?
Der entscheidende Augenblick
Dann der wohl schwierigste Augenblick – man geht und weiss, dass man erst in 6 Wochen wieder zurück sein wird. Es ist der Schritt in das grosse Ungewisse…
Die Frage im Hinterkopf: geht das ohne mich?
Und dann geht alles sehr schnell: in den ersten Wandertagen fällt der Druck weg, die vielen Gedanken an das Geschäft werden weniger und weniger.
Vom komplexen Tagesgeschehen mit vielen verschiedenen Tasks wechsle ich zu den drei wichtigsten Dingen für die nächsten Wochen: wandern – essen – schlafen.
Die Entschleunigung und die Reduktion
Diese Reduktion auf drei elementare Dinge ist einerseits eine komplette mentale Erholung, eine gewaltige Entschleunigung, andrerseits eine körperliche Herausforderung. Das Weitwandern ist zwar anstrengend, jedoch ohne Stress oder Überforderung.
Ein weiterer zentraler Punkt: Die Komfortzone verlassen, eintauchen in ein komplett anderes Leben, welches auf die elementaren Dinge reduziert wird. Belohnt wurden wir mit den schönsten Stränden, wilden Küsten und hohen Wellen, zauberhaften Sonnenuntergängen, herzlichen Begegnungen mit den Menschen.
Die anfänglich wöchentlichen Anrufe ins Geschäft werden bald ersetzt durch whatsapp Up-dates. Es lief alles gut.
Mein Fazit:
- Eine Auszeit ist das Beste, was ich machen konnte – nach 10 Jahren war es für mich höchste Zeit, einen längeren Break zu wagen.
- Es geht nicht ohne mich – dieser Vorwand lässt sich entkräften, indem man zum Voraus gut kommuniziert und plant.
- Das Weitwanderprojekt war für mich besonders wirkungsvoll, weil ich mich mental völlig erholen konnte und körperlich gefordert war.
- Die eigene Komfortzone zu verlassen ist ebenfalls eines meiner Rezepte, um sich nachher wieder völlig wohl zu fühlen in seinem «alten», oft so komfortablen Leben.
Wie denkt Ihr über Auszeiten? Und was sind Eure Erfahrungen? Was heisst es für Euch, Eure Komfortzone zu verlassen?
Judith Trachsel Oberleitner
JTO SOLUTIONS